Es ist ja ein wenig schwierig, dass sich Geschwister vertragen. Die Erstgeborenen haben mit dem nächsten Geschwisterkind so ihre Probleme, und wenn man sich hineinversetzt, ist das ja auch wirklich hart, die volle Aufmerksamkeit nun teilen zu müssen. Bei Leni und Lotta ist der Prozess recht gut gelaufen, Zeiten mit “ein Herz und eine Seele” sind doch recht häufig. Deshalb dachte ich mir, dass ein Partnerlook ganz gut passt, und außerdem ist keiner eifersüchtig, wenn der eine etwas bekommt und der andere nicht. Beide bekommen in ihrer Größe fast Identisches.
Partnerlook für die Schwestern
Den schönen Stoff mit Mäusen hatte ich noch. Einen Winteroverall für Leni hatte ich im letzten Herbst damit gefüttert, aber damals konnte ich im Stoffgeschäft nicht widerstehen, den Stoff in größerer Menge zu kaufen – zu süß!
schöner Kinderstoff mit Mäusen
So gibt es also jetzt Shirts mit langen Ärmeln für die lieben Mäuse mit Mäusen, denn der Herbst naht. Als Schnitt habe ich wieder den Ottobre-Schnitt verwendet, der ein mädchenhaftes Aussehen kreiert, siehe auch: https://sewtonew.blog/2020/05/01/maedchenhaftes-shirt/
Noch eine Strickjacke lag im Fundus und wartete auf das Werkeln für die kältere Jahreszeit. Ich hätte es so machen können wie es im vorhergehenden Artikel beschrieben wurde – Strickwaren Upcycling – Sticken als Option – , aber das wäre ja langweilig geworden. Diesmal lechzte der dunkelgraue Ton nach etwas Frischem, was sich dann Gott sei Dank in der Garnkiste fand: ein kleines Knäuel schreiend pink gefärbt.
Und ich musste für die Idee noch einmal mein geliebtes Buch aus Kindertagen hervorholen, Ruth Zechlin, Werkbuch für Mädchen, weil ich mich dort an eine Übersicht zu Häkeln erinnerte. Und richtig: Wie gehen noch einmal “Mausezähnchen”?, die Frage konnte ich dort beantwortet finden. Manchmal tun es auch Bücher statt youtube!
Halsabschluss mit gehäkelten MausezähnchenLenis zweite Jacke aus Mutters Jacke
Die gehäkelte Zierde wiederholte ich an den Taschen. So ist die triste Jacke doch ein wenig mädchenhaft geworden.
Ansonsten bin ich so verfahren, wie ich es im vorhergehenden Artikel beschrieb. Die Grundarbeit Zuschneiden und neu mit der Overlook zusammennähen ist quasi ein Kinderspiel und zur Nachahmung empfohlen.
Die abgelegte Strickjacke von Katrin wartete auf ein Upcycling für das Töchterchen. Ein Fädchen war auf die Rückseite zu ziehen, ansonsten hatte die Jacke keine Schadstellen, der gesamte Strick stand also für eine Umgestaltung zur Verfügung. Speziell die Abschlüsse an den Kanten wie auch die Knopfleiste galt es zu erhalten. Also legte ich den Schnitt von unten an, so wurde die Jacke kürzer und schmaler. Mit der Overlock waren die neuen Seitennähte und die neuen Schulternähte schnell genäht. Auch das Einsetzen der nun verkürzten und verschmälerten Ärmel erledigte die Overlook im Nu. Bleibt der Halsausschnitt wieder einmal als Problem, denn der alte Halsabschluss ist abgeschnitten zu schmal für ein Halsbündchen.
Halsausschnitt mit Strickstreifen und Stickstich
Aus dem oberen alten Rückenteil schnitt ich einen breiteren Streifen heraus und nähte ihn gedehnt an den Hausausschnitt. Dann klappte ich den Streifen um die Overlooknaht und steckte die untere Kante unter der Naht fest. Mit der Maschine wollte ich das jetzt aber nicht festnähen. Das hätte die Dehnbarkeit behindert und wahrscheinlich wäre das unter der normalen Nähmaschine auf Strick nicht akkurat genug geraten. Da ich in Pinterest viel surfe, um mir Ideen zu holen, war ich auf Stickstiche gestoßen. Ich fand auch eine Videoanleitung zu “french knot”. So befestigte ich den Streifen rückseitig in einem mit den vorderen Stickknötchen und es entstand eine zarte Verzierung um das schmale Halsbündchen.
Alternative Überlegungen zu Applikationen, die ich sonst gerne beim Upcycling wähle, verwarf ich, um die Dehnbarkeit der Jacke vollends zu erhalten.
des Töchterchens neues Jäckchen
Die Verzierung mit “french knots” wiederholte ich an den Ärmelbündchen. So ist ein stimmiges ganzes entstanden. Herbsttage können kommen.
Eine Verbesserung will ich aber noch erwähnen. Der Versuch auf Strick ein zusätzliches Knopfloch ganz oben in der Knopfleiste zu nähen misslang. Das machte meine Maschine nicht gut, also auftrennen. Beim nächsten dieser Versuche werde ich so schneiden, dass der oberste Knopf wirklich ganz oben erscheint. Man lernt nicht aus!
Die Jumpsuits oder einteilige Spielanzüge, die ich bereits nähte, erfreuen sich großer Beliebtheit. Sie sind bequem und praktisch, offensichtlich auch hautfreundlich und luftig.
Und weil es noch etwas heiß bleibt, habe ich für Leni und Lotta noch eine Runde genäht. Diesmal verwendete ich für das größere Exemplar einen Schnitt aus einem alten Burda-Heft – etwas komplizierter als die Vorgängermodelle. Der Schnitt sah einen Reißverschluss im Rücken vor. Das finde ich für ein Kind unpraktisch. Den Reißverschluss habe ich deshalb nach vorne verlegt.
Partnerlook für die Schwestern
Der gestreifte Stoff ist neu, der rote und graue Jersey stammt von abgelegten T-Shirts von Opa Heinz, Tiptop-Markenstoffe. Der Reißverschluss trennte ich aus einem Beinverschluss einer abgelegten Jogginghose von Katrin heraus. Also wieder einmal zumindest ein halbes Upcycling-Projekt! Der Anspruch Upcycling führte dann auch zum colour blocking, so reichten die Stoffstücke. Die Idee kam während der Überlegungen zum Schneiden, offene Prozesse generieren eben nicht alltägliche Ideen.
Vorderseite
Rückseite
Ich wünsche luftiges, bequemes Spielen im Hochsommer 2020!
Ein wirklich toller Stoff, der mir da unter die Nähmaschine geriet, feinste, dennoch feste Baumwolle, die auch ein wenig elastisch ist! Keine Flecken, keine Schwitzränder – man fragt sich, wieso so ein tolles Sommerkleid weggegeben wurde. Das Kleid machte Lust aufs Upcycling! Oma Inge hatte das Sommerkleid der Nachbarin vor dem Abfallsack gerettet, ihr sei Dank.
Das Kleid war vorne mit spärlicher Passe gearbeitet, Spaghettiträger führten zu einem kleinen Rückenriegel, hinten war das Kleid rückenfrei. Also eigentlich Stoffmangel, aber der lange Rock generierte Vorstellungen für ein Upcycling: Ich trennte den Reißverschluss hinten am Rock auf, ebenso die Abnäher. Vorne trennte ich den Rock von der Passe und löste die Rockfältchen. Der Rockteil war dann vorne wesentlich breiter als hinten. Verziert war der Rock vorne mit einer Fake-Knopfleiste, die aber Gott sei Dank doppelt angelegt war.
Ich überschlug die Länge des Rocks : Sie reichte für ein ganzes Kinderkleid.
Ich überschlug die Breite des hinteren oberen Rockteils: Sie reichte für die Passe eines Mädchenkleids, wenn man die Reißverschlussnaht wieder vernähte.
Die Breite des vorderen oberen Teils reichte natürlich reichlich für eine vordere Passe. Nur musste ich die Fake-Knopfleiste in eine echte Knopfleiste umarbeiten, indem ich durchgenähte Knöpfe abtrennte, Knopflöcher arbeitete und die Knöpfe wieder annähte. So ist das Kleidchen leicht an- und auszuziehen.
Da der hintere Rockteil wesentlich schmaler als der vordere war, bot sich ein gekrauster Rock für das Mädchenkleid an. Dann verschwinden zwei Längsnähte im Gekrausten und fallen nicht als unsymmetrisch, da nicht seitlich, auf.
Auch im Rockteil des Mädchenkleids arbeitete ich den obersten Knopfbereich in einen echten um.
Hals- und Armloch fasste ich rot ein. Die rote Farbe wiederholt sich im Garn der neuen Knopflöcher. Das fand ich chic.
Es war ein wenig Arbeit, sie hat mir wirklich Freude bereitet, weil Überlegungen nötig waren, und es hat sich wegen des tollen Stoffs gelohnt.
Da ich sehr viel nähe und Freude dran habe, vermarkte ich Produkte nicht nur über den Shop Mädchenfein auf diesem Blog, sondern habe auch bei Etsy einen Shop eingerichtet.
Mitte Juli konnte ich die Seite dort nicht mehr erreichen. Erst dachte ich, es läge an unseren wackeligen Internet auf dem Lande, aber am nächsten Tag war der erneute Versuch wieder erfolglos. Die Nachricht lautete immer wieder: email-Adresse unbekannt.
Daraufhin kam mir die Idee, mich mit eben dieser email-Adresse neu zu registrieren. Das hätte ja eigentlich nicht klappen dürfen, denn sie war ja schon vergeben. Aber die Registrierung gelang. Daraufhin suchte ich nach meinem Shop. Und nun die echte Katastrophe! Unter meinem Profil wurden meine Sachen angeboten, viel teurer, und die Unikate waren zigfach vorhanden. Und das Stärkste: Die Verkaufszahlen waren in die Höhe geschnellt.
Mit wurde ganz heiß, es hat mich eine schlaflose Nacht gekostet.
Da mein Sohn als Anwalt im Internetrecht tätig ist, Lexea-Kanzlei, rief ich ihn wirklich ordentlich irritiert an. Sein Rat: Sofort anzeigen! Sofort Etsy informieren!
Ersteres war dann noch recht einfach: Die Polizei stellt online die Möglichkeit zur Verfügung, Anzeigen auch gegen Unbekannt zu stellen.
Das Zweite war dann aber wirklich schwierig. Die Hilfe-Funktionen von Etsy bieten Rat auf gängige Fragen, meine war nicht dabei. Wie kann man Kontakt aufnehmen? Wirklich schwierig! Niemand irgendwo auf der Seite erreichbar! Ich habe es dann schließlich über Impressum geschafft, mein Anliegen zu mailen. Man wünscht sich manchmal in die Zeit vor Digitalisierung zurück. Den ehrbaren Kaufmann um die Ecke, den man kennt und den man bei Schwierigkeiten ansprechen könnte, den hätte man früher erreichen können. Aber wenn selbst Volkswagen betrügt – die Zeiten haben sich eben geändert! Immerhin bestätigte die erneute Suche nach dem Shop, dass er vom Markt genommen war.
Es gab ein weiteres Problem: Meine emails unter der Adresse, die ich bei Etsy verwendete, waren verschwunden. Die Telekom hat aber eine Sicherheitsabteilung, über die normale Servicenummer wurde ich dorthin geleitet. Sehr hilfreich, was mir dort begegnete. Also auch mein email-Passwort war geändert worden und der oder die Betrüger hatten natürlich die emails gelöscht, die eine Nachverfolgung des Geschehens hätten ermöglichen können.
Erste Maßnahme mit Hilfe der Telekom war dann das Einrichten meiner mail-Adressen mit Zweistufen-Authentifizierung und ein Test meines Computers mit einem Programm, dass Schadsoftware sucht, 15 Tage kostenfrei. Schadhaftes wurde gefunden! und in Quarantäne geschickt! Ehe ich aber wieder meinem Windows-Rechner benutze, wird der noch einmal professionell gecheckt. Ich bin zunächst auf ein Macbook umgestiegen.
Da ich mich dann bei Etsy neu hatte registrieren lassen, fehlte dann noch die Bestätigung der email-Adresse. Mein Glück war, dass ich nicht auf “Bestätigen” drückte, sondern wartete. Schließlich meldete sich die Sicherheitsabteilung von Etsy. Jetzt hatte ich endlich den richtigen Kontakt.
Der führte dann schlussendlich dazu, dass ich meinen shop weitgehend bereinigt zurück bekam. Zusätzlich erstattet Etsy den geschädigten Kunden den Verlust, ich muss also nicht bangen, in die Pflicht genommen zu werden. Teilweise wurden offenbar nicht gewollte Bestellungen abgewickelt, indem man fremde Daten benutzte. Das macht mir den Eindruck, als wären nicht einzelne Kriminelle unterwegs, sondern ganze Gruppen, die mit Daten und Plattformen ihr Schindluder treiben.
Bereinigen bedeutete dann noch einige Arbeit: Sprache richtig einstellen, der Zugriff kam wohl aus UK, viele Artikel durcharbeiten, Stückzahlen und Preise wieder richtig setzen usw.. Was mir nicht gelang: Meine 5 positiven Sternchen sind dahin, die negativen Rückmeldungen erboster Kunden kann ich wohl nicht bearbeiten.
Was ich gelernt habe – als Verkäufer bzw. Käufer – und das ist ja auch etwas:
Shops, die nur mit Vorkasse (von Direktüberweisung bis hin zu Scheckkarte) arbeiten, sind für Betrüger extrem interessant, insbesondere dann, wenn Geld schon ausgezahlt wird, ehe die Nachricht vom Kunden oder Transportunternehmen kommt: erhalten oder zugestellt. So funktioniert das leider bei Etsy.
Shops, bei denen man unkompliziert telefonischen Kontakt erhält, sind vertrauenswürdiger
dann sind wohl kleinere Unternehmen vertrauenswürdiger
immer Zweistufen-Authentifizierung durchführen, egal wo, sofern möglich
Passwörter nicht nur stark anlegen, sondern für jede Adresse ein anderes Passwort wählen
ich speichere Passwörter nicht mehr, sondern schreibe sie mir auf
Kundenanfragen hinterfragen, ehe man den ganzen Text öffnet
vertrauenswürdig erscheinende Fotos mit Papa, Mama, Kindern könnten so angelegt sein, dass sie täuschen sollen
Etsy prüft Anfragen auf Schadsoftware wohl nicht, also ist eigene Vorsicht geboten
Ob ich den Etsy-Shop auf Dauer behalte, wird sich zeigen.
Jedenfalls biete ich über diesen blog und meinen Shop Mädchenfein an, schon ab der zweiten Bestellung auf Rechnung zu bestellen und meine Telefonnummer ist auch hinterlegt. Dann ist der Kunde sicher.