Glockig schwingend

Wie in meinem vorherigen Artikel beschrieben (https://sewtonew.blog/2023/09/26/glockig-geschnitten-tres-chic/) hatte ich das glockig geschnittene Kleidchen durch die Kombination zweier Schnitte erreicht. Und die kleinere Schwestern Lotta sollte mit ihrer großen Schwester mithalten können, wenn man sich im Kreise dreht und Rock und Ärmelabschlüsse schwingen. So entstand ein zweites, kleineres Kleidchen nach demselben Prinzip.

Bei einem Tagesausflug nach Münster konnte ich nicht widerstehen, ein Stück Westfalenstoff mit dem klassischen, entzückenden Muster mitzunehmen. Es reichte jedoch nicht für ein ganzes Kleid. So habe ich einen Upcyclingstoff dazu gesellt nach dem Upcycling-Prinzip: Zusammensetzen! Eine Kappnaht am Ärmel empfand ich nicht als störend, zumal das verwendete Stoffstück wirklich hochwertig ist und auf seine Verwendung wartete. Diesmal reichte der Stoff zudem nicht für eine rückwärtige Knopfleiste, die ich eigentlich favorisiere. Ein Reißverschluss fand sich noch in der passenden Länge und wurde stattdessen eingenäht – Stoff sparend.

Glockig geschnitten – très chic

Es gab einen langen Nähtag, weil Handwerker meine Wohnung in Beschlag nahmen, nur im Nähzimmer war es gemütlich.

Der robuste, dehnbare, mädchenhafte Jeansstoff mit Schmetterlingen lag schon länger da und wartete auf Verwendung. Da er etwas fest ist, wollte ich ihn nicht für einen gekrausten Rock verwenden. Ich suchte also nach alternativen Schnitten gegenüber dem Üblichen. Ein Kleid in A-Linie wäre sicher möglich gewesen, ich fand das aber diesmal zu langweilig. Im Heft Ottobre Kids 6/17 wurde ich fündig. Es gab einen Mädchenkleidschnitt in 140 mit glockigem Rock. Da das Kleid ärmellos war, kombinierte ich den Schnitt mit einem weiteren, der 3/4-Ärmel mit glockigem Abschluss vorsah. Ich hatte keine Sorge wegen der Kombination, weil ich mir denke, dass alle Schnitte bei Ottobre einem Grundmodell entstammen, und schließlich sind die Körpermaße für alle Modelle gleich angegeben.

Weitere Veränderungen habe ich vorgenommen. Der Halsausschnitt ist mit Schrägband eingefasst, ebenso die Säume an Ärmelvolant und dem Rock. Schließlich leistet mein Bändchenfasser hier schnell gute Arbeit. Den Rücken habe ich nicht mit Reißverschluss versehen, denn ich bin ein Fan nachhaltiger Lösungen und da heißt es Knopfleiste! Beim Zuschneiden musste ich deshalb im Rücken entsprechend Stoff zugeben. Der Rock schließt daran mit einem eingefassten kleinen Schlitz an und es entsteht eine kleine Überlappung am oberen Rock unterhalb der Knopfleiste. Ein Satinbändchen schmückt die Kante zum Volant, so ist es etwas festlich. Wenn Leni das nicht mag, ist sie inzwischen in der Lage, das abzutrennen.

Ich denke, das Kleid wird gute Dienste leisten, weil es einerseits robust und bequem ist (dehnbarer Jeansstoff) und andererseits auch für feinere Anlässe geeignet ist (wegen des Schnitts).

Dann eben Zusammensetzen!

Mit größer werdenden Enkelkindern wird es immer schwieriger, aus brauchbaren Stücken abgelegter Kleidung etwas zu zaubern. Upcycling kommt so an gewisse Grenzen. Aber wenn genug Material im Fundus zur Bearbeitung liegt, finden sich Stücke, die zusammenpassen, die kombiniert werden können und die eben ein zusammengesetztes neues Kleidungsstück ergeben. Das Zusammensuchen macht sogar wirklich Freude, bis eben eine Vorstellung entsteht.

Der rote und graue Stoffanteil entstammt zweier Herren-T-Shirts, der Motivstoff ist ein Reststück, das nur noch für einen kurzen Rock reichte.

Erst wollte ich die Ärmel ganz in rot halten, fand aber dann, dass sich der untere Stoff oben wiederholen sollte. So habe ich die Ärmel auch zusammengesetzt. Schnitte lassen sich einfach zerschneiden und an den Schnittkanten ist dann die Nahtzugabe zuzurechnen.

Das Kleid hat die Größe 140 und ist für Leni.

Für die kleinere Lotta wurde entsprechend verfahren. Zwei T-Shirts ergaben das Oberteil, der Rock ist ein neuer Motivstoff.

So sind beide Schwestern zusammengesetzt mit neuen Kleidchen versorgt worden und abgelegte Kleidung Erwachsener hat eine neue Verwendung gefunden.

Stoffe kombinieren

Dieses Thema zieht sich durch meinen gesamten blog. Denn beim Upcycling steht nicht immer ausreichend Stoff aus einer Quelle für ein Projekt zur Verfügung. Die Passe eines Mädchenkleids lässt sich vielleicht realisieren, aber leider fehlt Stoff für den Rockteil. Auch Stoffreste sind meist zu klein für ein ganzes Kleidungsstück. So muss also kombiniert werden. Ich verweise auf verwandte Artikel:

So entstand wieder einmal ein Stoff kombinierendes Kleid. Dabei neige ich dazu, Harmonisches zu kombinieren: die Stoffe haben ähnliche Farben, die Stoffe fühlen sich ähnlich an, Buntes wird durch Uni beruhigt usw.. Die Passe wurde aus einem Stoffrest gefertigt, ein Stück dunkelroter Cord lag noch im Fundus. Die Farbe passte genau zu den Blüten des rosaroten Musselins, den ich schon im vorhergehenden Projekt verwendete.

Da der Cordstoff nicht elastisch ist, musste eine Schließung her. Im Rücken wurde eine Knopfleiste gearbeitet und verschieden farbige schöne Knöpfchen wurden schmückend gesetzt.

Schnelles Kleidchen

Ja, wenn ich meinen easy-peasy-Schnitt verwende, ist schnell ein neue Kleidchen entstanden.

Gemusterte Stoffe wie diesen bedruckten Musselin kombiniere ich gerne mit Unistoffen. Im Fundus fand sich ein passender weicher Stoff zum Musselin. So folge ich wieder einmal dem Verfahren, dass Rockteil und Passenteil aus verschiedenen Quellen stammen und ein halbes Upcycling-Kleid genäht wird. Allerdings musste ich in der Passe eine vordere und hintere Mittelnaht vorsehen, damit ich auskam.

Die Passe habe ich diesmal bogenförmig gestaltet, damit es nicht zu langweilig aussieht.

Die Mühe, den hinteren Halsausschnitt mit Streberstreifen zu versehen, habe ich mir gemacht, dies deshalb, weil der Passenstoff ziemlich franselig ist. Zu Streberstreifen habe ich schon vieles veröffentlicht. Es lohnt sich, sich damit zu befassen: https://sewtonew.blog/2021/11/01/streberstreifen-beim-upcycling/, https://sewtonew.blog/2021/11/11/streberstreifen-aussen/, https://sewtonew.blog/2023/03/13/nicht-ohne-streberstreifen/

Wenn man in den angeschnittenen Ärmel hinein sieht, entsteht die Vorstellung, dass es noch besser wäre, auch die Ärmelausschnitte mit Streberstreifen zu versehen. Beim nächsten Mal!

Wer sich für den Ruck-Zuck-Schnitt interessiert, hier gibt es den link:

T-Shirt für ABC-Schütze

Ein seltsamer Name: ABC-Schütze! Er wird für Erstklässler und Einschulungskinder genutzt. So freundlich, wie heutzutage Pädagogik definiert wird, passt er nicht mehr ganz.

Er ist aber schon sehr alt. Er stammt immerhin aus dem 15. Jahrhundert. Mit ABC ist natürlich das Alphabet gemeint. Der Schütze kommt daher, dass man zuerst den Bogen spannen muss, ehe der Pfeil geschossen werden kann, will sagen, zuerst kommen die Buchstaben, ehe man lesen und schreiben kann.

Nun habe ich das aufgegriffen:

Und zwar für ein T-Shirt für Cilly, die nächste Woche in die Schule kommt. Daneben habe ich ihren Schriftzug mit Kordel aufgenäht. Wer gerne Kordel aufnähen möchte, erhält hier Anregungen: https://blog.bernina.com/de/2021/11/kordel-schriftzug-naehen/

Überaus hilfreich war der Schnuraufnähfuß, der die Schnur exakt unter die Zickzacknaht bringt.

Verwendet habe ich den Ruckzuckschnitt mit übergeschnittenen Ärmelchen, https://sewtonew.blog/product/t-shirt-mit-uebergeschnittenen-aermelchen-upcycling-easy-groesse-116-140/. Passend (?) zum Schuljahresbeginn soll das Wetter nach langer Regenphase wieder sommerlich werden! Da passt ein solches t-Shirt.

Ein Hängerchen geht immer

Aber weit und bequem muss es sein! Dann passt es zu heißen Sommertagen, ebenso aber zur kälteren Jahreszeit, indem Longshirt, Pullover und Leggings dazu kombiniert werden, sozusagen ein Allrounder für ständiges Tragen.

Und es ist schnell genäht, weil weder Kragen noch Ärmelabschlüsse zu nähen sind.

Die bequeme Weite wurde durch eine vordere Falte unterhalb der Passe und durch faltigen Ärmelbeginn erreicht. Zudem ist das Hängerchen weit ausgeschnitten und im Rockteil beutelig geschnitten. Ein dicker Pullover passt sicher drunter. Die Hände oder Utensilien kann man bequem in seitlichen Taschen unterbringen.

Das Kleidchen ist ein halbes Upcyclingprojekt, denn der schwarze Stoff ist einem ehemaligen Herren T-Shirt entnommen. Die Kombination des unruhigen Kinderstoffs mit einen Unistoff fand ich hübsch.

Kleid zur Einschulung

Auch das dritte Enkelkind bekommt natürlich etwas zur Einschulung genäht, schließlich beginnt ein wichtiger, neuer Lebensabschnitt. Das Ereignis ist von strahlenden Kinderaugen begleitet, Cilly freut sich sehr.

So freue ich mich, für sie zu nähen, so wie ich es für die älteren Enkelkinder auch schon tat: https://sewtonew.blog/2021/07/20/zur-einschulung/, https://sewtonew.blog/2021/07/24/zur-einschulung-ii/, https://sewtonew.blog/product/t-shirt-mit-applikation-zur-einschulung-gr-110-134/

Der obere Bereich des Kleids ist aus einem abgelegten T-Shirt herausgeschnitten. Mit meinem Ruck-Zuck-Schnitt https://sewtonew.blog/product/t-shirt-mit-uebergeschnittenen-aermelchen-upcycling-easy-groesse-116-140/ habe ich es mir einfach gemacht. Die Ärmelchen sind angeschnitten und die Knopfleiste habe ich vom T-Shirt übernommen. Oben habe ich dann aber dem besonderen Anlass gemäß einen Bubikragen angenäht. Der wiederholt oberseits den Stoff des Rocks und unterseits den Stoff der Applikation. Cilly konnte mit ein wenig Hilfe schon lesen, was da steht. Die Applikation wurde mit Leiterstich befestigt. Der I-Punkt des Schriftzugs ist mit Pailletten hervorgehoben, am Kragen wiederholt sich der festliche Glitzer.

Der Stoff des Rocks wie auch der der Applikation sind Geschenke lieber Menschen, die mein Nähhobby kennen. So erreichen mich Stoffe aus Quellen, wo jemand das Nähen aufgab, aber noch Stoff besaß.

Der Rock ist mit Rüffler-Füßchen gleichmäßig gekraust. Unten habe ich im Ziersaum die Farbe der Pailletten wieder aufgenommen, damit es noch etwas hübscher wurde. Als Garn habe ich Bauschgarn verwendet, das trägt besser auf als normales Garn.

Die Anprobe zeigte, es passt und sitzt! Mit Größe 134 hatte ich die richtige Wahl getroffen, Cilly ist rechts groß.

So freuen wir uns nun auf eine Familienfeier zur Einschulung mit dem neuen Schuljahresbeginn!

Notizbuchhülle und mehr

Die meisten Menschen haben per Handy alle benötigten Informationen schnell parat. Aber wehe, diese Infozentrale geht verloren. Wohl dem, der auch noch ein Notizbuch besitzt! Das bewährte Büchlein ist auch dann sinnvoll, wenn man gerne per Hand Notizen schreibt, statt in die Tastatur zu tippen. Auch für schnelle Skizzen eignet sich eher ein solches Büchlein.

Will man es nun schön aufbewahren und schön verstauen, vielleicht auch mehrere Büchlein auf einmal, so kann sich eine Notizbuchhülle bewähren. Anne wünschte sich eine solche und schickte mir Wunschbilder aus dem Netz. So habe ich nachgenäht:

Die Notizbuchhülle besteht aus zwei Stofflagen. Innen sind Fächer für Allerlei vorgesehen. Gummibänder können die Klappdeckel von Notizbüchern aufnehmen, sodass das Notizbuch jeweils mittig gehalten wird. Zwischen den Stofflagen befindet sich Snappap, das waschbare, formstabile Material.

Was in DINA5 oder DINA6 geht, ist ebenso in DINA4 realisierbar.

Es ergab sich die Schwierigkeit, dass ich nur DINA3 Bögen aus Snappap da hatte. So habe ich zwei Bögen per Überlappung nähend verbunden, damit ich die Hülle – etwas größer als DINA4 – füllen konnte. Das traf sich dann aber gut, weil die Hülle mittig so sehr stabil ist.

Anne möchte in dieser Hülle ihre Häkel- und Strickhefte aufbewahren.

So sind die Handarbeitsutensilien wirklich schön deponiert!

Stoffreste verwerten – zum 70. Geburtstag

Was näht man als Geschenk zu einem 70. Geburtstag? Es war ein längeres Nachdenken und Herumprobieren. Es ist ein Wünschebeutel dabei heraus gekommen, der in 7 Kerzen genau 70 Stoffstreifchen trägt und der innen Karten mit Glückwünschen beherbergt.

Eigentlich wollte ich schließlich der Idee folgen, eine Faltkarte mit 70 Stoffstreifen, die zu 70 Kerzen werden, herzustellen. Die Idee stammt aus Pinterest, wobei nicht Stoffstreifen sondern bunte Tesastreifen verwendet wurden. https://www.pinterest.de/pin/634374297535429533/

Meine Versuche scheiterten dann offenbar am falschen Kleber und am falschen Papier. Die 70 Streifen aufzunähen, das fand ich zu mühsam.

So habe ich dann schließlich Streifchen aneinander genäht und für Kerzenapplikationen zurecht geschnitten. Schön war, die Reste, die ich eigentlich schon entsorgen wollten, weil sie selbst für Puppenkleidung zu klein waren, doch noch verwenden zu können.

Innen im Beutel wird die Jubilarin Karten mit persönlichen Wünschen vorfinden. Herzlichen Glückwunsch zum runden Geburtstag, liebe Inge!

Wer weitere Ideen zur Verwertung von Stoffresten sucht, wird vielleicht in meinem Pinterestboard fündig: https://www.pinterest.de/sewtonew/stoffreste-verwerten/