Gestaltungsmöglichkeiten mit Doubleface

Doubleface Stoffe oder Wendestoffe haben zwei ansprechende Seiten, also sozusagen zwei rechte Seiten. Sie sind aus zwei Stofflagen zusammengewirkt, die sogar unterschiedliche Garnqualität oder unterschiedliche Muster haben können. Mit den zwei Stofflagen sind sie robust und etwas wärmer. So eignen Sie sich für Hoodies oder sonstige Übergangskleidung bzw. Ganzjahreskleidung.

Doubleface

Hier beispielsweise ist ein grauer Sweatstoff mit Glitzer-Flamingos kombiniert mit einem gestrickten Streifenmuster.

Durch diese doppelseitige Verwendbarkeit ergeben sich einfache Gestaltungsmöglichkeiten. Statt zwei harmonierende Stoffe zusammen suchen zu müssen, sind die Partnerstoffe hier gleich vorhanden. Statt langweiliger, gleichförmiger Kleidung kann man leicht kontrastieren und absetzen.

So sind neue Kleider für Leni und Lotta entstanden, die in der Passe oder den Ärmeln jeweils die andere Seite des Stoffs zeigen.

für Leni
für Lotta

Soweit so gut. Aber es lassen sich weitere Details mit Doubleface realisieren.

Säume, Abschlüsse:

An Lottas Kleidärmeln habe ich den Saum nicht nach innen, sondern nach außen umgeschlagen und festgenäht. Dadurch erhält der Ärmel ein weiteres kontrastierendes Detail, den Saumabschluss mit dem Partnermuster. Festgenäht habe ich den Umschlag mit Coverstich. Genauso gut lässt sich diese sichtbare Saumnaht mit Zickzackstich oder mit der Zwillingsnadel realisieren. Das gleiche Verfahren ist denkbar an Halsabschluss oder dem unteren Saum. Aber Achtung: Die das Kleidungsstück verbindenden Overlocknähte sind an diesen Stellen erst nach (!) dem Säumen zu führen, damit die Overlocknaht innen erscheint.

Saum außen

Nähtrick:

Diese Art Nähte bei Doubleface zu nähen, erzeugt Wendekleidung und erspart Füttern. Wie das geht? Recht einfach!

An den oben gezeigten Kleidchen sind die Nähte mit der Overlock genäht worden. Damit ist ein Innen und Außen definiert. Das muss der nicht sein, wenn man die Nähte als Kontrastnähte konzipiert und Säume wie oben beschrieben mittels Covern näht und versäubert. Dann wird ein ganzes Kleidungsstück sowohl von der einen wie von der anderen Seite tragbar.

Man näht zunächst die Teile mit den gleichen Seiten außen mit Geradstich oder Stretchstich oder kleinem Zickzackstich zusammen. Je nach Gestaltungsabsicht kann das die eine oder andere gleiche Seite sein.

Die Nahtüberstände werden dann auseinander geklappt und mittig übernäht. Dies kann mit Zickzackstich geschehen, covernd natürlich auch. Kontrastgarn ist hier ebenso möglich.

Übernähen

Der Nahtüberstand wird dann sauber abgeschnitten und fertig ist eine von beiden Seiten saubere Naht.

Das Kleidungsstück, das entsteht, ist sowohl von der einen wie auch der anderen Seite tragbar. Bei anderen Nähprojekten wie Taschen, Utensilos oder sonstigen Ideen, wo man eigentlich füttern wollte, ist das mit Doubleface und den besonderen Nähten obsolet.

Hinweis:

Ein Kleidchen aus Doubleface biete ich im shop an: https://sewtonew.blog/product/maedchenkleid-mit-blauen-punkten-und-streifen-gr-116-140/

Schnitte für Mustermix sind dort ebenso vorhanden: https://sewtonew.blog/product-category/schnittmuster/

Partnerstoffe aus hochwertiger Baumwolle gibt es dann auch noch: https://sewtonew.blog/product-category/stoffe/

Drehkleid – Schnitt selbst konstruieren

Leni wünscht sich ein Drehkleid. Ich vermute, die Mädels in der Schule tauschen sich über solche Kleider aus, sie sind ja auch zu schön.

Vorab: Es ist bei den Überlegungen ein Kleid entstanden.

ein weiter Rock

So habe ich mich umgesehen und auf Pinterest Schönes zusammengestellt. Quelle: https://www.pinterest.de/sewtonew/drehkleid/

Dabei ergibt sich Folgendes:

Die Drehkleider können einen Tellerrock haben, dazu siehe weiter unten, oder aber die Weite wird durch Zusammensetzen von an Dreiecke erinnernde Bahnen erreicht.

Die Bahnenvariante hat den Vorteil, dass Stoffe kombiniert werden können, selbst eine einzelne Bahn kann aus Stoffresten zusammengesetzt werden. Insgesamt ist diese Variante auch nicht so stoffintensiv, der Verschnitt fällt geringer aus.

Für den Ansatz des Rocks gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder setzt der Rockteil in Brusthöhe an oder aber in Taillenhöhe. Der Brustumfang bzw. der Taillenumfang ist dann für die weiteren Überlegungen maßgebend. Man kann also ausgehen von einem ganz sicherlich vorhandenen Schnitt für ein T-Shirt oder Kleid mit oberer Passe und den bis Brust oder Taille verwenden.

Entscheidet man sich statt für einen elastischen Stoff für Webware, ist mit einer Schließung (Knopfleiste oder Reißverschluss) zu arbeiten, die ggf. bis in den Rock hineinragt, wenn eng anliegend gearbeitet wird, daneben mit Belegen, Einfassungen oder aber mit Futter. Im Schnittmuster Elodie werden Raffung und Gummizug vorgeschlagen, um das Kleid überziehen zu können.

Elodie, Quelle Pinterest s.o.

Dann sollte man sich für die Anzahl der Bahnen entscheiden. In jedem Fall muss die Zahl durch zwei teilbar sein, damit das Kleid durchgehende Seitennähte hat. Ich habe auf der Abbildung 8 Bahnen angenommen. Eine Bahn hat oben dann das Maß 1/8 des Brustumfangs bzw. des Taillenumfangs. Von da aus geht es leicht schräg oder gerade nach unten, bis die außerordentliche Weite des Drehkleids über der Hüfte beginnt. Wie breit man hier schneidet, hängt sicherlich von der zur Verfügung stehenden Stofffülle ab und davon, wie weit es werden soll. Will man in etwa (der Kreis Brust/Taille wird dabei vernachlässigt) an einen Tellerrock herankommen, ist die Kreisformel U=2*pi*r hilfreich. Beispiel: Bei einer Rocklänge von 50 cm ergäbe sich ein Umfang von 314 cm, d.h. ein Teilstück von den 8 verwendeten müsste unten eine Breite von ca. 40 cm haben. Bei einem Halbtellerrock wären hier 20 cm anzusetzen. 

Dann noch etwas zur Stoffart. Wird ganz in Jersey gearbeitet, wird einfach mit der Overlock zusammengenäht. Will man jedoch Webware für den Rockteil und Jersey für den oberen Bereich des Kleids nehmen, sollte mittig elastisch zusammengesetzt werden. Wie das geht? Dazu habe ich schon eine Anleitung gegeben.

Anleitung

Die Stoffbahnen sollten also oben eine Zugabe von 1/2 bis 1 cm erhalten, damit sie mittels aufgenähten Gummifaden etwas gerafft und elastisch sind. Das Kleid kann dann trotz Webware und fehlender Schließung einfach übergezogen werden. In folgenden Projekten habe ich schon damit gearbeitet: https://sewtonew.blog/2021/05/07/easy-peasy-kleidchen-aus-bettwaesche/ und https://sewtonew.blog/2022/01/17/drei-enkeltoechter-erster-blick-in-den-sommer/

Lenis neues Kleid hat diese Kombination aus Jersey und Webware. Die Webware ist Upcyclingstoff, ein Kinderbettbezug wurde wieder einmal verwendet.

Kleid mit weitem Bahnenrock

Die Tellerrockvariante geht auch von Brust- oder Taillenumfang aus. Dieser Umfang muss dem Umfang des kreisförmigen Lochs des Tellerrocks entsprechen bzw. dem Innenmaß des Halbkreises beim Halbtellerrock. Die Überlegungen habe ich schon einmal angestellt und sie sind hier zu übertragen.

Leni wird das Übungskleid anprobieren. Ich denke, ein weiteres Stück ganz aus Jersey wird noch etwas an Weite zulegen. Beim Übungsstück war ich durch den Rapport des Stoffes begrenzt. Ich denke auch, dass ich das nächste Kleid bis zur Taille noch schmaler schneide. Demnächst also weitere Fotos zu diesem Projekt Drehkleid! Und ich vergaß: Lotta wünscht sich auch eins. Kleinere Kleidchen wird es so auch geben. Die Grundüberlegungen stehen ja nun und so wird das Nähen leicht von der Hand gehen.

Drei Enkeltöchter – erster Blick in den Sommer

Es gab Lust aufs Nähen und im Fundus lag noch ein attraktiver Upcycling-Stoff, nämlich abgelegte Kinderbettwäsche. Zu deren Verwendung habe ich mich schon mehrfach geäußert, denn Kinderbettwäsche wird selten verschlissen, dazu ist die Nutzungsdauer zu kurz. Die Muster eignen sich für Kinder und meist sind die Stoffe auch robust und kochfest.

So habe ich ein Projekt für die drei Enkeltöchter Leni, Cilly und Lotta wiederholt und sozusagen ratz-fatz drei Kleidchen genäht, dies in Größe 104, 128 und 134.

drei Kleidchen im Partnerlook
aller guten Dinge sind drei
die Schwestern im Partnerlook freuen sich

Die Passe ist aus Jersey und der Rockteil ist aus der abgelegten Bettwäsche geschnitten. Wie man Jersey und Webware geschickt und dehnbar verbindet, findest du in dem zugehörigen Artikel: https://sewtonew.blog/2021/05/07/easy-peasy-kleidchen-aus-bettwaesche/

Die Kleidchen sind natürlich insbesondere für den Sommer gedacht, aber mit einem passenden Longshirt drunter funktioniert der Schnitt auch für kältere Übergangszeiten.

Der Schnitt ist der wirklich einfache für Nähanfängerinnen:

easy-peasy-Schnitt

und den gibt es auch für Sommer T-Shirts:

So habe ich die graue Zeit und das scheußliche Wetter für Vorfreuden auf bessere Zeiten genutzt.

Upcycling Pullover zu warmen Kleidchen

Bei Pullovern zeigt sich die Güte der Garne schnell. Kurze Fasern führen beim Tragen zu unansehnlichen Knötchen auf den strapazierten Stellen. Selbst wenn der Rücken noch in Ordnung ist, gebe ich sie dennoch zu den Altkleidern. Es lohnt dann ein Upcycling nicht, weil gerade Kinderkleidung etwas aushalten muss. Teilstücke, die jetzt noch in Ordnung sind, werden es so bald nicht mehr sein.

Aber im Fundus befinden sich auch Pullover besserer Qualität. Und die schönen Stücke geben zumindest Passen und Ärmel von Kleidchen her, die dann speziell im oberen Teil schön angenehm und warm werden. Ich rate auch dazu, die Taillenbündchen sauber abzutrennen, sie zu verwenden oder für spätere Projekte aufzubewahren. Die Strickbündchen machen sich als Halsbündchen prima.

blauer Baumwollpullover verwendet
Details zum Aufhübschen

Entstanden ist dieses Kleidchen für Lotta aus einem blauen Baumwollpullover, einem gepunkteten Baumwolljersey und Stoffrestchen. Es geht beim Upcycling dann immer um das kindgemäße Aufhübschen der Kleidungsstücke. Diesmal habe ich die runden Taschen aus einem Kinderstoff mit Bärchen gefertigt und farblich passende Akzente mit Multicolor-Bauschgarn in Covernähten gesetzt. Ich bin sehr zufrieden mit diesem Style.

dicker Pullover in beige verwendet
Aufhübschen mit Stoffrestchen

Bei diesem Beispiel kam ein dicker, guter Pullover in beige zu Einsatz. Kombiniert ist er mit gepunktetem Babycord ebenso in beige. Kindgemäß wurde es in sehr einfacher Weise: Aus einem Stoffrestchen noch von Petras Kinder-Kissenbezug schnitt ich die Tierchen aus und applizierte Stückchen, die an Briefmarken erinnern. Unten habe ich den Saum mittels Covernaht wieder in Multicolor-Bauschgarn realisiert.

Pullover von Opa Heinz landeten so bei der Enkelin Lotta. Es freut den Opa, die Enkelin und die Nähoma.

Upcycling Hosen zu bequemen Kinderhosen

Leni benötigt neue Hosen, das Kind wächst so schnell. Zahlreiche Suchen in Bekleidungshäusern führten leider nicht zu einem befriedigendem Ergebnis und Katrin ist frustriert angesichts vieler vergeblicher Anproben. Leni ist schmal und hat lange Beine und sie liebt es bequem, das ist das Wichtigste. Die meisten Hosen, die übergezogen wurden, rutschten oder aber sie zwickten an irgendeiner Stelle.

Dann versuchen wir es mal mit Nähen, Erwachsenenhosen liegen reichlich im Fundus! Mein Vorteil: Ich habe mich dabei gründlich mit dem Thema Hosenupcycling beschäftigt und kann meine Erfahrungen weitergeben.

Wenn es um Bequemlichkeit geht, sind vorhandene Hosen danach auszuwählen, wie elastisch sie sind. Elastische Exemplare sind absolut vorzuziehen.

Das Upcycling beginnt dann damit, die Hose wohl überlegt aufzuschneiden.

Innenbeinnaht aufschneiden

Zunächst werden die Innenbeinnähte eng anliegend an der vorhandenen Naht aufgeschnitten. Dann führt man den Schnitt am Reißverschluss und an der Gesäßnaht weiter.

mittlere Nähte aufschneiden

So erhält man zwei Teile dieser Art. Ganz nebenbei: Reißverschlußstücke hebe ich auf. Es findet sich bestimmt später eine Verwendung.

Hälfte der Hose

Jetzt gilt es zu entscheiden, ob die Seitennaht belassen werden kann. Ist sie gerade, wie bei Herrenhosen oder gerade geschnittenen Damenhosen, kann sie für gerade geschnittene Kinderhosen bleiben. Ist sie allerdings geschwungen wie bei vielen Damenhosen, muss sie auch aufgeschnitten werden und die vier entstehenden Teile sind separat für die Kinderhose zu verwenden.

Dann geht es um die Kindergröße. Für kleine Größen ist es ganz einfach. Die Schnitteile passen in jedem Fall auf die Stoffstücke. Für Schulkinder sieht es aber anders aus. Man kommt leicht in den Bereich der Gesäßtaschen und vorderen Taschen. Hinter den Gesäßtaschen sieht der Stoff dann meist anders aus, nicht ausgebleicht, sodass auch ein Abtrennen der Taschen nicht hilft.

Hosenupcycling für verschiedene Größen

Es gibt aber einen der Bequemlichkeit dienenden Ausweg. Der Schnitt kann oben um 6 – 10 cm verkürzt werden. Dieses Stück ersetzt man durch Bündchenstoff. Wenn der Ausgangsstoff elastisch ist, kann dann ganz auf einen Reißverschluss verzichtet werden. Auch das ist bequem – für das Kind, ebenso für die Näherin. Selbst Nähanfängerinnen tun sich dabei leicht.

Wie kommt man zu diesem Ergebnis?

Markierung Bündchenstoff
Gummitunnel vorsehen

Ich habe das Bündchen doppelt vorgesehen, also doppelt hoch zurecht geschnitten. Entsprechend dem Taillenumfang des Kindes wird das Bündchen etwas schmaler zugeschnitten, aber weniger schmal als man es für Ärmel- oder Halsbündchen planen würde. Bei einem Taillenumfang von 64 cm habe ich 59 cm Bündchenstoff zugeschnitten. Den letzten Halt bringt dann ein breiter Gummizug im Gummitunnel.

Gummitunnel statt eingenähter Gummibänder haben große Vorteile. Wenn Wäschen dem Gummiband die Elastizität nehmen, lässt sich ein Gummi band schnell austauschen, ebenso, wenn sich der Taillenumfang verändert. Ein Beitrag zur Nachhaltigkeit!

Für den Tunnel wird beim Schließen der Bündchenware zum Ring mit Normalstich eine Stelle unterhalb der Mitte freigelassen. Die Bündchennaht habe ich mit dem Wabenstich “geplättet”. Eine Overlocknaht an dieser Stelle ist zu dick auftragend, so denke ich.

Gummitunnel abschließen

Im Bündchenring wird der Tunnel unten mit einer unbedingt elastischen Naht abgeschlossen. Dies kann eine Covernaht oder aber die Naht mit der Zwillingsnadel sein.

Ehe nun zusammengenäht wird, ist jetzt der Arbeitsschritt gekommen, an dem man Verzierungen, Taschen, Applikationen unterbringen kann. Sind die Hosenbeine erst einmal geschlossen, ist das kaum mehr möglich.

Zusammengenäht wird dann in der Reihenfolge:

  • Gesäßnaht und vordere Mittelnaht
  • innere Beinnähte
  • Bündchen annähen
  • evtl. unterer Saum der Beine
  • Gummi einziehen und zum Ring schließen

Wenn man von unten her zuschneidet, kann man sich das Säumen sparen und den vorhandenen Saum übernehmen, sofern er noch ok ist.

unteren Saum beibehalten
Lenis neue Hosen

So hoffe ich, dass Leni die Hosen mag und sie bequem findet. Ich habe was gelernt und den Fundus abgelegter Kleidung verkleinert.

An dieser Stelle verweise ich auf mein Konzept Mädchenkleid aus vier Hosenbeinen:

Ebenso auf meine Überlegungen zu Herrenhemden und was man daraus machen kann: https://sewtonew.blog/2019/03/06/upcycling-herrenhemd-was-alles-geht/