Wenn der Stoff nicht reicht

Diese Situation taucht beispielsweise auf, wenn Mama die Kleidergröße S hat und das Töchterchen den Babysachen entwächst. Insbesondere auch dann, wenn Mamas Shirt mit Spaghettiträgern ausgestattet ist und kurz ausfällt, derweil das neue Projekt für das Töchterchen mit langen Ärmeln versehen werden soll.

Dann hilft nur, Stoffe zu kombinieren. Wohl dem, der aus Nähprojekten Stoffreste verwahrt. Dabei ist zu beachten, dass die Stoffe nicht nur farblich, sondern auch von der Qualität her zusammenpassen sollten. Dünnes Jersey zu dünnem Jersey, feste Baumwolle zu fester Baumwolle, aber nicht etwa Wollmischgewebe zu Baumwolle. Schließlich wird man die Kindersachen häufig bei einer bestimmten Temperatur, wahrscheinlich mit einem Universalwaschmittel, waschen, ohne dass sich die Stoffteile verschieden verhalten sollten.

Zwei Beispiele:

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Lenis kurzes Nachthemd: Ein weißes und ein graugrünes Shirt von Mama, beide aus Feinjersey, wurden verarbeitet.

 

 

 

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Lenis langes Nachthemd: Verarbeitet wurde Mamas lila Shirt aus Feinjersey, zusammengeführt mit Baumwoll-Tricotstoff, einem Rest aus der Herstellung von Babybodies.

 

 

Darüber hinaus lassen sich Schnitte auch noch anders teilen. Bei allen Beispielen können die Ärmel aus einem anderen Stoff sein als im Rest. Beispiele 1,2 und 3 teilen symmetrisch mehr oder weniger, Beispiel 4 teilt asymmetrisch. Hier sind sogar fünf verschiedene Stoffe denkbar. Also ran an die Stoffrestekiste!

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Herrenhemd wird zum Jungenhemd

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Ausgangslage:

  • Größe L, Herrenhemd
  • reine, dicht gewebte, nicht sehr dünne Baumwolle
  • am Kragen verschlissen
  • Farbe ausgewaschen, aber dadurch nicht minder nett
  • Farbe hinter Brusttasche und Markenetikett deutlich dunkler

Überlegungen:

  • Stoff geeignet für Hemd, Bluse oder Sommerkleidchen, Entscheidung für Jungenhemd
  • soviel als möglich erhalten: Knopfleiste, Rückenpasse, Ärmelspalt über Manschette, Knöpfe
  • Stoff hinter Brusttasche nicht verwendbar, daher Größenbeschränkung
  • Jungenhemd bis Größe 122/128 müsste gehen
  • aber nur, wenn weiterer Stoff eingesetzt wird, passender Sternchenstoff noch vorhanden
  • beim Zuschnitt des Rückteils oben anlegen, um Schulterpasse intakt zu lassen
  • beim Vorderteil dagegen unten anlegen, damit zusätzlicher Stoff als eingesetzte Passe oben erscheint
  • Sternchenstoff aus ästethischen Gründen auch an Kragen- und Manschetteninnenseite
  • Ellebogenhöhe am Ärmel mit Sternchenstoff verstärken
  • Markenschild durch Schild mit Namenszug ersetzen

zusätzlich benötigt:

fertig!

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Pullover wird zum Kinderjäckchen

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Ausgangslage:

  • Größe XL
  • Defekt an einem Ärmelbündchen
  • Halsbündchen schmal
  • dicker Baumwollstrick

Überlegungen:

  • Stoff reicht für Kinderjäckchen, auch für Umschlag der Schließleiste
  • Ärmelbündchen und Halsbündchen neu aus Bündchenstoff
  • Baumwollstoff für Kind und Jäckchen geeignet, für Kinderpullöverchen beispielsweise zu dick
  • beim Zuschneiden unteres Bündchen mit verwenden
  • die Ärmel im oberen Bereich jenseits der Ellenbogenhöhe verwenden
  • kräftige Farbe etwas abmildern, daher Bündchenstoff grau-weiß gestreift
  • kindgerechtes, nettes Aussehen durch sichtbare Taschen mit dehnbarem Pünktchenstoff
  • Snaps zum Schließen, Knopflöcher wären bei dickem Stoff zu schwierig

zusätzlich zum Pullover benötigt:

  • passender Bündchenstoff
  • passender Stoffrest
  • Bügeleinlage für Druckknopfleiste und Taschen
  • Snaps (Snaps mit Stoff beziehen)

fertig!

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Wann lohnt es sich?

Kennst Du das?

Der gute Kaschmirpullover hat ein Loch, Tomatensoße hat einen bleibenden Fleck auf dem Markenhemd hinterlassen, das Lieblingskleid in deiner Farbe ist leider viel zu eng geworden, oder die schicke Bluse ist am Kragen verschlissen, sonst aber noch gut. Was nun? Für die Tonne sind die Teile zu schade und für den secondhand-Markt angesichts von Beschädigungen ungeeignet bzw. dort nur absolut unter Preis abzugeben.

Aus alt mach neu – sew to new – das lohnt sich tatsächlich bei guter, kindgerechter und geliebter Textilgrundlage, insbesondere für die Verwendung bei den eigenen Kindern. Wichtig sind nur die zündende und geeignete Idee und deren handwerklich gute Umsetzung.