Shopper aus einem Stück

raffinierter Schnitt

Über einen Pin bei Pinterest bin ich auf einen Zuschnitt für eine Tasche gestoßen, den ich ausgesprochen raffiniert finde, weil die Tasche aus einem Stück heraus gefertigt wird.

Wenn sie aus Filz, Softshell, Leder oder Kunstleder hergestellt wird, kann man die Tasche mit einer einfachen Naht nach Zusammenklappen der Enden hinbekommen. Stoff als Grundlage verlangt dagegen eine Einfassung, die man rundherum anbringt. So können auch zwei Lagen, nämlich Außenstoff und Futter zusammen gefasst werden.

Ich überlegte, ob es auch ohne Einfassung gehen könnte. An einer Version ohne Einfassung habe ich dann herum gebastelt und kann nun vorstellen, wie hier vorzugehen ist.

mein Schnittmuster auf DINA4 Blättern

Zunächst einmal habe ich von der obigen Schemazeichnung ausgehend, einen Schnitt zum Ausdrucken kreiert. Er lässt sich nach Ausdruck der Einzelseiten zusammensetzen und ausschneiden.

Man benötigt dann ein Stoffstück mit den Maßen 40 cm x 140 cm, für ein Futter noch einmal dasselbe. Am besten, man legt beide Stoffe aufeinander und schneidet dann gemeinsam zu. Dabei wird der Schnitt einmal an der schmalen Kante des langen Stoffstücks angelegt, mit Kreide wird nachgezeichnet. Danach wird der Schnitt zu anderen Hälfte gekippt und seitenverkehrt gedreht. Wieder kommt die Kreide zum Einsatz. Dann wird zugeschnitten, die Nahtzugabe ist im Schnitt schon enthalten.

innen und außen gemeinsam zuschneiden

Will man eine zusätzliche Tasche außen haben, wird diese auf eine Außenseite aufgenäht.

optional Außentasche

Jetzt wird es nicht mit dem Nähen, aber mit dem Wenden ein wenig kniffelig. Aber es gibt Lösungen für die Enge des Schultergurts! Es bleibt jedenfalls bei dem riesigen Vorteil, dass der Schultergurt aus der Tasche herausgeht und selbst nicht zusammengenäht wird – eine echt stabile Lösung!

Zunächst einmal werden Außen- und Innenstoff rechts auf rechts zusammengelegt und gesteckt. Dann wird knappkantig zusammen genäht. Aber: Es ist eine Wendeöffnung unten an der Tasche, an der Hälfte, die die Tasche trägt, vorzusehen. Und außerdem ganz wichtig, es gibt auch eine Öffnung an einer Seite des Schulterbereichs, denn das ganze Nähgut muss durch diesen schmalen Bereich gewendet werden. Nach dem Nähen müssen Nahtüberstände an kritischen Stellen gestutzt werden, so an Ecken und an Rundungen. Ich empfehle die Zackenschere für die Rundungen. Dann geht es ans Wenden. Die Fotos sind dabei sicher hilfreich.

Nahtunterbrechung im Schulterbereich
Wenden über den Schulterbereich
zigarrenartiges Zusammenrollen vor dem Wenden

Das Wenden gelingt nur, weil es eine Nahtaussparung am Schultergurt gibt und weil der durchzuziehende Taschenbereich schmal aufgerollt wird, um durch den Schulterbereich zu passen.

vor dem Absteppen

Wenn das geschafft ist, müssen die Außenkanten von innen gut auseinander gedrückt werden. Ich nehme dazu ein langes Lineal oder eine Stricknadel. Stück für Stück geht es dabei weiter und es wird jeweils eine Stecknadel gesetzt. Die Bereiche an der Schulter und am Boden, die noch nicht genäht sind, werden dabei mit eingeschlagen gesteckt. Beim anschließenden Absteppen werden die Bereiche in einem mit geschlossen.

Jetzt ist das Ganze noch ein langes, doppeltes, sauberes Gebilde. Die Tasche entsteht, indem man nun passend zusammen faltet und entlang der Steppnaht im Taschenbereich noch einmal näht, allerdings nicht mit großzügigen Steppstichen, sondern mit kleiner Stichlänge, damit die Tasche auch Gewicht aushalten kann.

Zusammenfügen der Taschenhälften

Voilà, dann ist sie fertig.

Mit dieser Stoffwahl – übrigens ein nicht mehr benötigter Vorhang und ein gefärbtes Leinentuch aus dem Wäscheschrank meiner verstorbenen Mutter – gehe ich wohl im Rosenmonat Juni einkaufen.

in Funktion

Den Schnitt stelle ich im shop kostenfrei zur Verfügung.

Bei der Gelegenheit: Es gibt ein Angebot zu einer Boho-Tasche und zu einem Schnittmuster für eine Kinderwagentasche in meinem shop:

füllige Pullover günstig fürs Upcycling

Ein wirklich dicker, riesiger Baumwollpullover in beige-grau von Katrins Vater geriet in meinen Upcyclingfundus. Und weil Rudolph so gut ankommt und weil Strickwaren derzeit gerne angezogen werden und weil Clara ein so schmales Mädchen ist, habe ich ein Ballonkleid oder besser eine Ballontunika mit Rudolph daraus gezaubert. Den ballonförmigen Schnitt habe ich Freihand geschnitten, indem ich einen Raglangrundschnitt nach unten verlängerte. Ich denke, der Schnitt passt gut für ein schmales Mädchen. Die aufgesetzte Tasche mit Rudolph lag schon bereit – Applikationsvorlage Rudolph – das Rentier mit der roten Nase – und passte m. E. hier schön. Die runde Tasche habe ich entlang der Seitennaht nach innen geklappt und dann aufgenäht. Die Ärmelbündchen habe ich unverändert, nur schmäler geschnitten übernommen, ebenso die Bündchen am unteren Ende. Man soll ja  so viel als möglich übernehmen und Näharbeit sparen. Am Hals konnte ich mit dem vorhandenen Bündchen nicht arbeiten, weil es zu dick und mindestens doppelt gestrickt war. Statt dessen habe ich einen Stickstreifen, es war noch reichlich Material vorhanden, eingeschlagen und gedehnt angenäht.

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Und weil ich es so schön fand, habe ich ein Exemplar aus neuem Nickystoff genäht. Den Stoff musste ich vorwaschen, 6% Schrumpfung durch das Waschen waren angegeben. So ist es ein Exemplar in Größe 116/122 geworden.

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Von wegen graue Maus!

Im Upcyclingfundus finden sich farblich gedeckte Kleidungsstücke Erwachsener. So kam mir ein langer, weiter, grauer Pullover mit Kapuze von Hanna unter, völlig ohne jeden Makel. Wahrscheinlich war es ein umfassendes Kleidungsstück für die Schwangerschaft.

Nun könnte man denken, für Kinder gibt ein solcher grauer Pullover nichts her. Aber ich habe euch schon an anderer Stelle berichtet, dass es nur auf die Idee und die Kombination ankommt, Damenpullover wird zum Schneemann-Winterkleidchen. Ich denke, von grauer Maus kann wirklich nunmehr nicht die Rede sein, allenfalls von hinten betrachtet.

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Zum Aufpimpen habe ich “Rudolph” verwendet, siehe Applikationsvorlage Rudolph – das Rentier mit der roten Nase. Rudolph ziert die Tasche, deren Konstruktion mir dank eines neuen Bändchenfassers eingefallen war.

Das Kleid hat unten die gesamte Weite des Pullovers übernommen. Im oberen Teil fanden sich am Pullover Linksmaschenreihen. die habe ich erhalten. Unten hatte der Pullover ein Bündchen, das ich nicht übernehmen konnte. Der Einfachheit halber habe ich unten mit einem Rollsaum abgeschlossen, mir erschien ein umgeschlagener Saum angesichts des sehr dehnbaren Materials als zu schwierig herstellbar. Die Kapuze des Pullovers habe ich einfach verkleinert angenäht. Dazu musste ich die Kapuze unten abschneiden und die Längsnaht versetzen, allerdings von Hand eine Öffnung im vorderen Abschluss der Kapuze zaubern und versäubern, damit das Band heraustreten kann. Nachträglich eine Öse einzuschlagen, war nicht möglich. Die vorhandenen Ärmel habe ich von unten beginnend schmäler und kürzer geschnitten und verwendet.

Die ganze Sache hat mich so viel Zeit gekostet wie gestern Deutschland gegen Frankreich spielte und wieder einmal verlor. Die Applikation lag allerdings schon bereit.

Einfaches Upcycling zur Nachahmung empfohlen!

 

Upcycling Tasche – diesmal für Mutter

Beim Shoppen in der Stadt oder aber beim Surfen im Internet stößt Frau bisweilen auf neue Ideen. So kam der Wunsch zustande, ich möge eine Tasche nach dem Vorbild Chobe nähen. Die Anleitung erhielt ich über diesen Link und setzte mich mit dem Projekt auseinander. So habe ich gleichzeitig allgemein gelernt, wie man Taschen herstellt, denn die Anleitung lässt sich auf viele Varianten in Material, Design und Größe übertragen. Insofern: wieder etwas gelernt! Meinen Ehrgeiz, aus dem Upcycling-Fundus so viel als möglich zu verwenden, konnte ich befriedigen. Ein bunter Wickelrock mit verschiedenen Mustern und mit einer doppelten Außentasche, eine alte Lederjacke und diverse Reststücke abgelegter Jeans reichten aus. Die schon vorhandenen Taschen machten es mir leicht. Voilà:

Chobe als Ganzes:

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Detail Innenleben:

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Detail Rückseite:

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Gegenüber der Anleitung habe ich die Tasche als Umhängetasche gearbeitet. Das scheint mir angesichts des Formats günstiger. Wo ich noch keine Erfahrung habe: Reicht die Stabilität des Leders für den Riemen aus? Das wird sich zeigen. Falls nicht, kann man den Riemen doppelt arbeiten oder ein anderes Material verwenden. Dann arbeite ich eben noch etwas nach und bin anschließend schlauer.

Ich hoffe, Hanna wird zufrieden sein und die Tasche häufig nutzen.