Covern – jetzt wird es weich und professionell

Mit meiner neuen Bernette b48 funlock habe ich eine erste Übungsrunde durchlaufen. Es ist immer etwas aufregend, Neues zu erproben. Wird man mit der neuen Maschine und den neuen Möglichkeiten Freund? Ich denke, das wird es!

Die Maschine ist eine kombinierte Cover- und Overlock mit zahlreichen Stichvarianten. Es bedarf ein wenig der Übung, sie zu den jeweiligen Arbeitsschritten umzurüsten, sprich im wesentlichen neu einzufädeln. Aber wenn man es durchdacht hat, geht es dann immer routinierter. Noch muss ich im Anleitungsheft die jeweils empfohlenen Fadenspannungen für die Stichart nachlesen, aber das Umrüsten ansich ist schnell klar. Klar ist auch, dass der Arbeitsprozess durchdacht werden sollte, damit es bei einem Projekt, sprich einem Kleidungsstück, nur einmal nötig wird umzurüsten. Die Planung von Arbeitsschritten bin ich aber gewohnt, weil mein Arbeitstisch nur Platz für eine Maschine hat. So habe ich schon immer reflektiert, wann ich die normale Nähmaschine und wann die Overlock benutze, damit, wenn es gut geplant ist, nur einmal die Maschine auf dem Tisch gewechselt werden muss.

Nun aber zu den ersten Näherfahrungen:

Meine Übungsprojekte waren zwei Kleidungsstücke für Cilly. Ein bunter, feiner Jersey und ein doppelter, wendbarer Sweat waren die Stoffe, wichtig für die unterschiedlichen Erfahrungen, denn der eine ist dünn und sehr elastisch und der andere dicker und weniger elastisch. Der Schnitt ist von Ottobre für eine glockige Tunika, im Falle des Sweatstoffes habe ich den Schnitt vorne bogenförmig unterteilt.

Der Coverstich ist vor allem für dehnbare Säume verwendbar. Und die Sache hat mich wirklich überzeugt! Von Bedeutung ist hier auch der glockige Schnitt und die damit stark gebogene Saumlinie. Ohne Cover habe ich das meist so gemacht: Um den inneren Stoffüberschuss beim Umschlagen zu bändigen, habe ich zunächst die untere Kante eingehalten, entweder mit dem Geradstich der normalen Maschine mit Stichlänge 5 und leichtem Zurren zum leichten Kräuseln oder aber mit der Overlock und Einstellung des Transports auf leichtes Kräuseln. Anschließend habe ich mich dann entweder für die Zwillingsnadel und somit für eine sichtbar doppelte Nahtlinie oder aber für den Wabenstich entschieden. Innen hat das Kleidungsstück dann in jedem Falle viele Nahtfäden – nicht schön! Nun wird komfortabler und mit weniger Nahtgewimmel gesäumt:

Covernaht zum säumen

Den glockigen Saum mit durchaus Stoffüberschuss im Innern habe ich lediglich gesteckt, dies mit kurzen Abständen der Stecknadeln und genauem Umschlag, damit der Saum überall exakt gleich zu liegen kommt. Denn beim Covern ist die Rückseite nicht zu sehen und es ist sicherzustellen, dass die rückwärtigen Schlingen noch auf der rechten Seite des Stoffs liegen, ansonsten wäre der Saum nicht überall angenäht. Dieses Vorgehen unterscheidet sich aber nicht vom Aufwand, den man bei Verwendung der Zwillingsnadel oder des Wabenstichs hat. Ich habe dann den dreifädigen Coverstich in breit gewählt. Zu meinem Erstaunen gab es keinerlei Fältchen auf der Rückseite, das Nähgut wurde ohne jede Schwierigkeit exakt transportiert, dies bei Standardeinstellung des Nähfüßchendrucks. Damit sieht der Saum vorne wie hinten perfekt aus.

Bei der gepunkteten Tunika hatte ich die schmale Variante für das Säumen gewählt. Das hat sich nicht als optimal herausgestellt, die Saumnaht ist dann im Verhältnis zum dickeren Stoff zu schmal. So habe ich der Einfachheit halber eine zweite schmale Naht gesetzt statt aufzutrennen. Insgesamt ging es hier aber ebenso einfach zu wie beim Säumen der anderen Tunika: kein Knubbeln, keine Fältchen im Inneren, kein Fadengewirr!

Die Ärmel habe ich ebenso mit Covernaht gesäumt. Hier hat sich als Nachteil herausgestellt, dass meine Bernette wie aber auch andere Covermaschinen keinen Freiarm für die Ärmelbearbeitung hat. Die Übungen haben mir gezeigt, dass dieser Projektabschnitt am besten zu händeln ist, wenn man den Ärmel auf links hat, man sieht den Umschlag außen, genäht wird aber innen auf der rechten Seite, indem man die Ärmelnaht langsam rundführt.

Tasche mit Covernaht aufgenäht

Eine weitere Erleichterung und Optimierung ist zu nennen. Taschen aufzunähen erforderte bisher folgende Schritte:

  • zunächst die obere Kante versäubern und säumen, erst Overlock, dann Zwillingsnadel oder Wabenstich oder normaler Stich
  • die Tasche außen herum versäubern, Overlock mit Einhalten
  • Außenkanten umschlagen, stecken und anstecken
  • Aufnähen mit normalen Stich oder Wabenstich

Nun bleibt alles elastisch auf und mit elastischem Material:

  • obere Kante mit Covern säumen oder wie hier mit Covern Spitze annähen
  • Kanten umschlagen und stecken und anstecken
  • Tasche mit Covern aufnähen

Wer genau hinsieht, wird entdecken, dass die Naht noch nicht gut geführt ist, sodass es ein wirklich wichtiges Fazit gibt:

Der transparente!!! Standardnähfuß wird demnächst zum Einsatz kommen,

damit man die Nahtführung optisch gut kontrollieren kann. Dies gilt auch für den nächsten Arbeitsschritt.

Jerseystreifen als Halsabschluss

Gerade bei leichten Stoffen möchte man am Hals nicht unbedingt mit einem Bündchen arbeiten. Gestreifte oder farblich akzentuierende Bündchen sind zwar ein bewährtes und beliebtes Gestaltungsmittel, aber nicht immer hat man ein passendes Bündchen zur Hand oder aber die Ware ist einfach zu fein für die meist doch dickeren Bündchen. Dann habe ich in der Vergangenheit schon Jerseystreifen verwendet. Welche Arbeitsschritte waren dann nötig? Die Jerseystreifen werden gefaltet und mit der Overlock gedehnt angenäht, entweder im Ring noch offen von vorderer zweiter Schulter zu hinterer zweiter Schulter, bevor man die Schulternaht schließt, oder aber als Ring geschlossen an die schon vollständig geschlossene Halsrundung. In jedem Falle hat man es dann innwendig mit einer abstehenden, dicken Overlocknaht zu tun – nicht schön! Es lässt sich mit einen eventuell farblich abgesetzten Streberstreifen im hinteren Halsbereich noch Chic hinzufügen und auf dem Bügel hängend oder gefaltet liegend sieht man dann die hässliche Naht nicht. Dick bleibt es aber dennoch und der Streberstreifen sorgt auch nicht unbedingt für hohe Elastizität!

Der Durchbruch ist nun gefunden: Der gefaltete und zum Ring zusammengenähte Jerseystreifen wird der leicht umgeklappten Halsrundung gedehnt untergesteckt. Ich habe tatsächlich nur gründlich mit Stecknadeln das Nähen vorbereitet! Dann wird knappkantig gecovert – fertig! Alles liegt flach aneinander und ist sauber und ist absolut elastisch! Damit bin ich sehr zufrieden!

Allerdings und ich wiederhole mich: Der transparente Standardnähfuß wird demnächst auch hier zum Einsatz kommen!

Bei der gepunkteten Tunika habe ich statt des Jerseystreifens eine elastische Spitze gewählt, das Verfahren ist hier aber entsprechend.

Fazit zu den Nähmaschinen: Ich denke, dass sich eine Covermaschine für Diejenigen lohnt, die viel nähen und Freude daran haben. Meine Wahl fiel auf eine Kombimaschine, weil meine erste Overlockmaschine kaputt ging und die Reparatur nicht wirtschaftlich erschien. In diesem Zusammenhang warne ich vor allzu preiswerten Einsteigermodellen wie der meinen ersten Overlock. Hier gilt wahrscheinlich: Wer billig kauft, kauft zweimal. Meine normale Nähmaschine ist im Übrigen die gute alte Bernina 1090 und sie begleitet mich schon Jahrzehnte. So sollte es sein! Sie war ein Geschenk meiner Eltern, das macht sie noch einmal wertvoller, zumal ich für meine Enkelkinder und ihre Urenkelkinder damit nähe.