Jeans Upcycling, aber bitte mit System!

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Wie du erkennst, habe ich mich mit dem Upcycling von Jeans schon einige Male befasst und Erfahrungen gesammelt. Deshalb möchte ich ein wenig aus meinem Nähkästchen plaudern.

Technische Erfahrungen:

Ohne eine Jeansnadel geht es nicht. Der Jeansstoff ist robust, aber eben auch schwer zu nähen. Mit einer Universalnadel kommt es doch zu Nadelbruch. Deshalb ist es ratsam, gleich die Jeansnadel oder sogar die Ledernadel einzuschrauben! Das verwendete Garn sollte Qualitätsgarn sein, anderenfalls ärgert du dich darüber, dass Garn reißt und der Faden wieder eingefädelt werden muss.

Overlock oder normale Nähmaschine? Dieser Frage möchte ich mich zuwenden. Overlocknähte haben zwar den Vorteil, das in einem Zug genäht und versäubert wird, aber die Nähte sind bei Jeansstoff doch recht dick. Will man das bei Kinderkleidung? Eher nicht. Außerdem verlangt der feste Jeansstoff der Overlockmaschine (ausgelegt für den privaten Gebrauch) allerhand ab. Wenn dann noch quer zu weiteren Nähten genäht werden soll, wird es doch noch mühsamer. Ich plädiere deshalb für die normale Nähmaschine. Ich plädiere dann weiter dafür, dass du die Nähte streng auseinander bügelst und links und rechts von der Naht absteppst, dies kleinstichig, um die Naht nicht nur flach zu halten, sondern auch um die Nahtzugabe zu sichern. Das macht Arbeit, klar, aber es lohnt sich.

Die Außenbeinnähte der Jeanshosen sind meist als Kappnähte gearbeitet. Ich halte diese dicken Wülste für ungeeignet, um sie bei Kinderkleidung weiter zu verwenden, wenn ich auch sonst dafür bin, so viel als möglich zu erhalten.

Es bietet sich daher an, die Hosen links und rechts der Kappnähte aufzuschneiden und dabei die Kappnaht zu entfernen. Die Innenbeinnähte kann man geschickt positioniert ggf. erhalten und verwenden. Dies war geschehen bei Lenis Jacke, die eine solche Naht mittig im Rücken und mittig auf den Ärmeln trägt.

So aufgeschnitten empfehle ich zunächst eine gründliche Wäsche. Mit gründlich meine ich, dass ruhig heißer gewaschen wird, als dies normalerweise für Jeans vorgesehen ist. Danach kann der Stoff eine gewissen Weichheit erlangen, wenn er im Trockner gewirbelt wird.

Gestalterische Überlegungen:

Reicht der Stoff der Hosenbeine für die vorgesehenen Schnittteile? Dies kann für Kinderkleidung kleiner Größen so sein. Günstig sind dann im Übrigen Schnitte, die von vorneherein ein stückweises Vorgehen verlangen, so bei Upcycling Jeans – Jeanskleidchen aus vier Hosenbeinen – Freebook Größe 86 – 126 oder bei Designerschnitt „Cilly“ – Schnitt für Mustermix fertiggestellt.

Wenn sich aber auch für nur eins der Schnitteile kein ganzes Jeansstück findet, muss der Stoff zusammengesetzt werden. Im Beispiel der Tasche waren das schmale Stoffstreifen, wobei gerade die kleinen Streifen den Clou der Tasche ausmachen. Und hier sieht man, dass der Phantasie beim Zusammensetzen keine Grenzen gesetzt sind. Aber: Es sollte mit System zugehen. Ich sehe im Netz zahlreiche Beispiele von Kleidung, die durch Upcycling entstanden ist. Oft sind die Stücke wirr zusammengesetzt, auch noch mit anderen Materialien kombiniert, und es entsteht etwas sehr Buntes, Ungeordnetes, Lappiges. Es macht den Eindruck, als wären die Stücke zufällig unter der Nähmaschine zusammengekommen. Man kann den “Hippie-Stil” mögen, ich mag ihn nur zurückhaltend.

Deshalb plädiere ich für ein System: Streifen oder Quadrate oder Rechtecke in gleicher oder verschiedener Größe, in Farbtiefe und Größe wohl überlegt ausgesucht. Das macht zugegeben ein wenig Arbeit, bis die Stücke so liegen, dass ein schönes Bild entstehen kann. Im Projekt Upcycling, diesmal gar nicht so leicht – zusammengesetztes Jeanskleidchen, hatte ich mich zudem vehement dafür ausgesprochen, Streifen schräg laufend zu verwenden.

In meinem letzten Projekt, das ich nunmehr hinzufügen möchte, habe ich noch etwas Komplizierteres ausprobiert, nämlich das Zusammensetzen in einer Art Fischgrätemuster:

Dazu werden Stoffstreifen benötigt, die zumindest paarweise die gleiche Breite haben. Das Paar wird im Winkel zusammengenäht und jede weitere Bahn wird an der Seite angenäht, die schon eine Quernaht besitzt. Nicht vergessen, nach jedem Schritt bügeln und steppen! So entsteht dann ein großes Stoffstück, das ein ganzes Vorderteil hergibt. In diesem Beispiel läuft die Mitte des Fischgrätemusters senkrecht mittig im Vorder-und Rückenteil, aber das muss nicht so sein. Eine asymmetrische Anordnung ist ebenso denkbar. Die Richtung der Nähte habe ich dann für die Knopfleiste und für den Kragen wieder aufgenommen. Ich finde den mit den Nähten parallel laufenden asymmetrischen Kragen sehr schön passend. Hier wurde im Übrigen ein Stück nicht mehr benötigter Kinderbettwäsche aus meinem Fundus verwendet.

Das Verfahren lässt sich weiter verwenden für andere Stoffarten. Jedenfalls werden größere Stoffstücke geschaffen, wenn das Ausgangsmaterial für das Upcycling die Schnitteile einfach nicht hergeben will. Ich denke mit größer werdenden Enkelkindern werde ich auf die verschiedenen Verfahren zurückgreifen müssen.

Upcycling Jeans – Jeanskleidchen aus vier Hosenbeinen – Schnitt Größe 86 – 126

Zu Upcycling von Jeans ist Allerlei veröffentlicht. Das erklärt sich dadurch, dass der Jeansstoff so robust und trageangenehm ist. Außerdem ist er in jahreszeitlich verschiedenen Kombinationen ganzjährig einsetzbar.

Ich habe länger darüber nachgedacht und herumgebastelt, bis mir gelungen ist, ein Hängerchen aus Jeans zu kreieren und auch noch den Schnitt zu digitalisieren sowie eine Anleitung zu verfassen. Ein Hängerchen aus Jeansstoff ist ein Allrounder. Nur mit einem Höschen drunter ist es für einen Supersommer wie dieses Jahr ebenso passend wie kombiniert mit einem Rolli oder Pullover im Winter. Nähen und Upcycling lohnen sich also wirklich.

Du möchtest Jeans, die schon gute Dienste getan haben, weiterverwenden? Hier ist ein Vorschlag, wie aus den Hosen ein schönes Mädchenkleid, ebenso robust wie spielfreundlich, entsteht. Der Clou ist das Zusammensetzen aus Bahnen, weil die Hosenbeine eben kein weites und bequemes Kleidchen in A-Linie in einem Stück hergeben. Du benötigst zwei farblich harmonierende, abgelegte Jeans und Baumwollstreifen zum Einfassen von Kanten. Hier empfehle ich ein farblich passendes, abgelegtes Herrenhemd oder eine ausgediente Bluse zu verwenden. Für die zwei großen Größen benötigst du weite Herrenjeans, Damenjeans, insbesondere enge, geben die Stoffstücke der Bahnen nicht her. Der wirklich für das Upcycling ausgeklügelte Schnitt ermöglicht ein leichtes Überziehen und Ausziehen, weil mit dem Zusammensetzen Knopfleisten in einem integriert werden.

Der Schnitt ist auch für eine Stoffresteverwertung super verwendbar.

Aber erst einmal zum Ergebnis:

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jenskleid

Anleitung und Schnitt gibt es in meinem Shop Mädchenfein, siehe Menüleiste, oder gleich springen zum Angebot:  https://sewtonew.blog/product/jeanskleid-aus-4-hosenbeinen-schnitt-und-anleitung-groesse-86-126/

Ich verweise noch auf zwei Artikel, in denen ich mir schon einmal zum Upcycling von Jeans Gedanken gemacht habe.

Also viel Freude beim Nachnähen und bei guten Ideen für eine Gestaltung! Ran an Schere und Nähmaschine!

Julia ist die erste, die das Kleidchen nachgenäht hat. Sie stellt mir ihre Fotos zur Verfügung. Ich bedanke mich ganz herzlich dafür. Ich freue mich, dass das Projekt Anklang findet und dass Julia so Schönes kreiert hat, einfach super! Gleichzeitig gibt sie mir zwei kleine Anregungen für die Anleitung, damit es noch klarer wird. Ich werde diese aufnehmen und die Anleitung ergänzen. Nachfolgende finden also die durch Julia optimierte Anleitung.

Auch Jasmin hat, nachdem sie die Anleitung per Zufall fand, das Kleidchen in einer Nachtaktion nachgenäht und das Bild des fertigen Kleidchens zum Veröffentlichen freigegeben. Ich bedanke mich ganz herzlich dafür und schicke Grüße in die Schweiz. Es freut mich, dass die Anleitung Anklang findet. Hier nun das Kleidchen für die Tochter von Jasmin:

kleidjasmin